Satire macht Spaß und hebt die Stimmung, aber sie taugt als Vermächtnis nur bedingt. Ich habe Kinder und die werden mich eines Tages fragen, was ich gemacht habe, als die Demokratie ins Wanken geraten ist. Die Digitalisierung hat den Kapitalismus, der nie hübsch anzusehen war, grotesk hässlich werden lassen, weil das ehemals freie Internet mittlerweile weitgehend privatisiert wurde. Als Vorstand und Mitgründer der Gesellschaft für Digitale Ethik versuche ich Regeln für Digitalplattformen zu erstreiten, ohne die das Chaos ausbricht, das eigentlich dem Klimawandel vorbehalten war. Wir sammeln permanent Mittel und Unterstützer und wer für sein Leben noch Themen sucht: Mit Digitaler Ethik macht man nichts falsch. 

 Ich habe ein Buch, Texte und Essays zu diesem Thema veröffentlicht und je näher meine mittlerweile beiden Kinder ihrem ersten Social-Media-Account kommen, desto eifriger werbe ich um das Verständnis des Kernproblems. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich die Zeit für meinen TED-Talk aus dem Jahr 2018 nehmen könnten. Und weil das Internet auch mir immer Recht gibt, ist es gut möglich, dass ich da absoluten Schwachsinn erzähle.

Der Datenkapitalismus ist das spannendste und gleichzeitig erschütterndste Thema, mit dem man sich befassen kann. Es verbindet Technologie mit Psychologie, Philosophie und Anthropologie und ich verspreche jedem, der sich damit befasst: Man lernt unglaublich viel über sich selbst und das Betriebssystem des Menschen. Ein Aspekt, der mich besonders fasziniert/besorgt, ist das Addictive Design. Dahinter verbirgt sich die hohe Kunst, einen neuronalen Marker in unserem Suchtgedächtnis zu platzieren, damit wir Social-Media-Services immer wieder mit unseren Daten füttern. Nicht nur ich, sondern auch Aussteiger aus der Techbranche vergleichen die gängigen Netzwerke daher gern mit Spielautomaten. Wie das genau funktioniert, habe ich in folgendem kurzen Video-Essay erklärt.

Das hat das alles mit Ethik zu tun? Die Ethik beschäftigt sich mit der Frage nach dem moralischen Handeln und wird immer dann interessant, wenn Dinge zwar juristisch erlaubt sind, trotzdem aber augenscheinlich falsch. Darf man einen Menschen so detailliert vermessen, dass man ihn besser kennt, als diese Person sich selbst? Juristisch ist das erlaubt, aber wir fühlen, dass es nicht erlaubt sein sollte. Das ist Digitale Ethik in a nutshell. Die Digitalisierung schafft Möglichkeiten und Situationen, über die sich die Juristerei noch nie Gedanken machen musste. Bis ethische Schieflagen zu handfesten Gesetzen werden, dauert es sehr lang und neue Regeln gibt es auch nur dann, wenn sie von der Mehrheit gewünscht werden. Dazu muss die Mehrheit verstehen, wie die Kräfte funktionieren, die den vernetzten Menschen so perfide unter Stress setzen. Genau das ist mein Ziel und das Ziel der Gesellschaft für Digitale Ethik.

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